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SGM Nachlese 6. und 7. Runde mit Saisonrückblick

Publiziert am von Markus Regez

Die Schachgesellschaft Winterthur gewinnt die SGM 2011/2012! Das ist seit Wochen bekannt und trotzdem lohnt es sich, nochmals auf die beiden spannenden Schlussrunden und die pikanten Neuigkeiten nach dem Saison-Ende einzugehen. Auf einen Nenner gebracht: Winterthur zerschmetterte Nimzowitsch (6.5:1.5) in der sechsten Runde und holte für die zentrale Schlussrunde in Basel sogar GM Florian Jenni ans Brett zurück. Es resultiert ein 5:3-Sieg gegen Basel VB. Die Equipe Valais konnte deshalb den Punkterückstand nicht wettmachen und nun kommt es ganz dick: die Walliser gaben bekannt, dass sie sich aus der 1. Bundesliga zurückziehen! Eine weitere Mannschaft hegt Rückzugsgedanken – es ist Basel VB. Spitze Zungen behaupten: Es herrschten bald ähnliche Verhältnisse im Schach wie im Schweizer Fussball! Verlierer auf der ganzen Linie ist das Team von Nimzowitsch Zürich, das trotz dem Rückzug einer oder ev. zweier Mannschaften wohl den Gang in die 2. Bundesliga antreten muss.

 

Gute Mischung aus hungrigen jungen Spielern und Erfahrung
Winterthur hat den Sieg sicher nicht gestohlen. Die Mannschaft ist homogen und bietet Platz sowohl für erfahrene Spieler (GM Jussupow, IM Ballmann, IM Huss, FM Daniel Borner) und für junge Talente (FM Emmanuel Schiendorfer, FM Nico Georgiadis, FM Kambez Nuri, Gabriel Gähwiler und Benedikt Hasenohr). In den ersten beiden Runden gewannen die Eulachstädter gegen Lyss Seeland bzw. gegen Schwarz-Weiss Bern mit 5:3 ehe sie den eigentlichen Favoriten – Equipe Valais – ebenfalls mit 5:3 besiegten. Dieser Sieg gegen die starken Walliser war so etwas wie eine Vorentscheidung. In der vierten Runde folgte erneut ein 5:3-Sieg gegen Wollishofen. Dann rüstete sich Réti zum Angriff auf den souveränen Leader. Nach hartem Kampf trennten sich die beiden Mannschaften 4:4 unentschieden. Dann kamen die beiden bereits erwähnten Schlussrundensiege gegen Nimzowitsch 6.5:1.5 sowie gegen Basel VB mit dem Standardresultat von 5:3 hinzu – wobei Basel VB trotz Heimspiel zwei Bretter leer liess. Verdient und glücklich nahm Captain Michael Bucher die SGM-Trophäe aus den Händen von SGM-Leiter Toni Schürer entgegen.

 

 

Equipe Valais auf dem zweiten Rang – zieht sich aus der Bundesliga zurück
Nach einer weiteren sehr guten Saison und dem zweiten Schlussrang zieht sich die Equipe Valais per sofort aus der SGM zurück. Die Mannschaft war in den letzten Jahren ein Gradmesser in der obersten Liga. Die Bilanz der letzten Jahr lässt sich sehen! Valais stieg 2007 in die 1. Bundesliga auf. 2010 und 2011 wurden die Walliser Gruppenmeister, dazu kamen vier 2. Plätze. Natürlich werden jetzt Stimmen laut, dass dem Sponsor der ersten Mannschaft wohl das Geld ausgegangen ist. Doch positiv zu werten ist, dass sich die Walliser nicht vollständig zurückziehen, sondern einen Neuaufbau planen. Ob Valais die kommende SGM-Saison in der 2. Bundesliga oder in der 1. Regionalliga spielen wird, ist noch offen. Teamcaptain Eddy Beney plant, in Zukunft junge Spieler ins Team einzubauen. Ich wünsche dem Walliser Team an dieser Stelle viel Glück beim Neu-Aufbau, der sehr wichtig ist für die ganze Region.

 

 

Réti auf dem dritten Schlussrang
Sehr gut im Rennen lag lange Zeit der Schachklub Réti. Mit einem starken Team forderten sie Winterthur und die Equipe Valais in den Direktbegegnungen. Hinter diesen drei Teams klafft eine Lücke von 3 Mannschaftspunkten. Oder anderes ausgedrückt die ersten drei Teams holten insgesamt 34 Mannschaftspunkte, während dem die anderen fünf Teams zusammen gerade mal 22 Punkte einheimsten. Aber es ist auch nicht verwunderlich, dass die ersten drei der Schlusstabelle am Ende oben standen – setzten sie doch auch weitaus am meisten Titelträger ein. Ich möchte hier nun aber überhaupt nicht in den Chor aller Besserwisser einstimmen und sagen, dass schliesslich einfach das Budget entscheidet und falls das Geld mal ausgeht, bricht eine Mannschaft meistens auseinander… Ich sehe das vor allem so: Die Titelträger und Schachprofis machen die Liga attraktiv! In dieser Saison gab es spannende Einzelpaarungen wie GM Jussupow – GM Prusikin (1-0), GM Jussupow – IM Züger (remis), IM Heimann – GM Milov (remis), IM Heimann – GM Jussupow (remis), GM Miralles – GM Stojanovic (remis), GM Pelletier – GM Bogner (remis) und weitere Titanenkämpfe. Und wenn die Mischung in der Mannschaft stimmt und auch junge Schweizer zum Einsatz kommen, dann wirkt sich das schliesslich positiv auf die gesamte Schach-Entwicklung in der Schweiz aus.

 

Saurer Apfel für Nimzowitsch
Nach der erfreulichen Saison im Vorjahr – Nimzowitsch lag nach drei Runden auf Rang zwei der Tabelle und musste sich keine ernsthaften Sorgen bezüglich Abstieg machen – erwischte es den Traditionsklub aus Zürich in dieser Saison. Nichts wollte so richtig klappen. Erwähnt sei nur das grosse Pech von Sascha Georges. In seiner Partie gegen Thomas Wyss im Derby gegen Wollishofen überschritt er im 40. Zug die Zeit und hätte im nächsten Zug matt setzen können! Und eine grosse Serie nahm leider sein Ende: Teamleader Beat Züger verlor nach über 80 SGM-Partien zum ersten Mal wieder und zwar gegen Tobias Hirneise. Und das ausgerechnet in einem der Wettkämpfe in denen was drin lag. Ich selbst konnte Nimzowitsch diese Saison auch nicht besonders viele Punkte liefern. Vor allem in den letzten beiden Runden nutzte ich gute bis sehr gute Chancen nicht. Schade, schade, aber schliesslich muss ja einer absteigen. Der Weltuntergang sieht auf alle Fälle anders aus… wer weiss, vielleicht gelingt Nimzowitsch ja der direkte Wiederaufstieg.

 

Schlussrangliste SGM 2011 / 2012

Rang Club MP EP
1. Winterthur ASK 1 13 35½
2. Valais 1 11 36
3. Réti 1 10 33½
4. Schwarz-Weiss Bern 1 7 27½
5. Wollishofen 1 6 27
6. Lyss-Seeland 1 4 25
7. Basel BVB 1 4 21½
8. Nimzowitsch 1 1 18

 

Nun zum Geschehen auf dem Brett
Leider gelang es mir nicht, besonders viele SGM-Partien aus den letzten beiden Runden aufzutreiben. So präsentiere ich zwei von mir gespielte Grünfeldinder, in denen ich beides Mal gegen stärkere Gegner sehr gut aus der Eröffnung kam, dann aber meine Chancen nicht nutzte!

 

Veröffentlicht in: Schweizer Turniere | 3 Kommentare zu SGM Nachlese 6. und 7. Runde mit Saisonrückblick

3 Kommentare zu diesem Eintrag

  • Salut Markus,

    Ich habe eine Frage über deine Partieanalyse gegen G Gähwiler, der auch in Schachwelt (April 2012) publiziert worden ist: warum hast du 18.Lxe4!? nicht als Variante D aufgenommen nach 17…Dxe1!! Ich glaube, dass Weiss bessere Verteidigungschancen hätte in Vergleich mit den anderen Variationen, z.B 17…Dxe1!! 18.Lxe4!? Lxd4 19.Kh1 De3 20. Lxf5 Dxb3 21.axb3 gxf5 22. Txc7 Tbc8 23. Txb7!? Tc2 24. Tb4 mit einem schlauen Fall: 24…Tee2?? 25.Txd4 Txg2 26.Tg1!!, aber Schwarz kann selbstverständlich besser einfach 24…Lxb2 spielen, und das Endspiel nach 25.Sxb2 Txb2 ist immer besser, aber wieviel? Ähnlich oder weniger schlechter als der Variant nach 18.fxe4, vermüte ich.
    Ich würde mich freuen auf einer Reaktion von dir.

    Freundliche Grüsse,
    Boudewijn van Beckhoven, Zürich
    SV Nimzowitsch

    • Lieber Boudewijn, vielen Dank für deinen interessanten Kommentar. Tatsächlich muss man 18.Lxe4 auch unter die Lupe nehmen! Vermutlich ist es objektiv die beste Chance für Weiss. Nach 18.Lxe4 Lxd4+ 19.Kh1 gibt es neben 19. …De3 einige interessante Alternativen: 19. …Dh4 überzeugt mich nicht wegen 20.Lxf5 gxf5 21.Dxd5 Te5 (waghalsig sieh 21. …Le5 aus: 22.f4 Lxf4 23.g3 Lxg3 24.Dg2 und da kann nicht besonders gut sein für Schwarz) Nun hat Weiss zwei Möglichkeiten – entweder Damentausch anstreben mit 22.g3 Txd5 23.gxh4 wonach Schwarz gute Gewinnchancen hat in diesem Endspiel oder die Damen auf dem Brett lassen mit 22.Dd7! Danach sehe ich keinen wirklichen Weg zu schwarzem Vorteil. Der beste schwarze Zug scheint mir 19. …Da5 zu sein. Nun ist der wichtige Bauer d5 wenigstens einmal gedeckt, so dass sich Weiss nach 20.Lxf5 gxf5 mit der Dame nicht auf d5 bedienen kann. Schwarz hat hier das bessere Spiel, da der Läufer dem Springer überlegen ist und der d-Bauer ein Trumpf darstellt. Nach 20.Lxd5 kann Schwarz bequem 20. …Kg7 spielen und nach 21.Lxf7 Th8 wonach bereits Txh2+ droht. Deine Varianten nach 19. …De3 führen tatsächlich nicht zu besonders grossem Vorteil für Schwarz, das stimmt. Eventuell hat man am Ende im Doppelturmendspiel noch ein paar praktische Chancen aber nicht sehr viel. Übrigens ist Tg1 ein netter Trick, den man gerne übersehen kann nach dem Läuferopfer und der Querverdoppelung auf der 2.Reihe! Schachliche Grüsse, Markus.

  • Lieber Markus,

    Vielen Dank für deine rasche Reaktion. Ich bin mit dir einverstanden, dass 19…Da5 Schwarz etwas mehr versprecht als 19…De3, aber ich glaube dass Weiss immer (Remis-)Gegenchancen hat gegen die zerstörte Köningsstellung nach 19…Da5 20.Lxf5 gxf5 21.Sc3.

    Schachliche Grüsse,
    Boudewijn

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