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Rückblick: Schachtraining mit Kramnik und Aronian

Publiziert am von Markus Regez

Zuerst einmal sorry für mein langes Schweigen auf dem Blog – es gab in letzter Zeit einfach unglaublich viel zu tun. Deshalb erscheinen in der nächsten Zeit einige Rückblick-Artikel, denn das Schachleben in der Schweiz stand natürlich nicht still. Zuerst starte ich mit einem Rückblick auf die einmalige Gelegenheit, bei einem Schachtraining mit Aronian und Kramnik dabei zu sein. Dieses fand Am Montag, 23. April 2012, im Rahmen des grossartig organisierten Wettkampfes Kramnik-Aronian in Zürich statt. Zahlreiche Jungtalente aus der Region durften teilnehmen sowie einige bekannte Schachförderer aus Zürich und einige Jugendtrainer. Zuerst eröffnete sich den Anwesenden die Möglichkeit, Fragen an Kramnik und Aronian zu richten. Dabei kamen einige spannende Aspekte aus ihrem Schachleben ans Tageslicht. Danach präsentierten Aronian und Kramnik je eine ihrer brillantesten Partien. Die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche übernahmen die bewährten Kommentatoren GM Yannick Pelletier und IM Werner Hug. Nun möchte ich einem breiteren Publikum die Möglichkeit geben, in den Genuss dieser tollen Partien zu kommen. Dabei habe ich so weit es ging, die Originalkommentare der beiden Weltklasse-Grossmeistern mit eingebaut. Zuerst aber nun zu den Fragen aus dem Publikum.


Ein guter Schachtrainer hat immer das geeignete Trainingsmaterial dabei 😉
Zuerst gab es eine kleine „Panne“, denn auf dem Computer, der für das Training vorgesehen war, fehlte eine aktuelle Partien-Datenbank. Rein zufällig hatte ich aber eine „Megabase 2012“ im Rucksack mit dabei – so ein Glück. Während der Installation durften die Anwesenden Fragen an Kramnik und Aronian richten. Ich hatte mir bereits im Vorfeld eine Frage zu Recht gelegt und stellte sie gleich an beide:

 

Wie langen haben sich die beiden für diesen Wettkampf in Zürich vorbereitet?

 

Aronian: Bereits nach der Ankündigung des Wettkampfes, das war während des Turniers in Wijk aan Zee, machte ich mir erste Gedanken über die Vorbereitung. Meine Freunde und Helfer begannen deshalb sehr bald, Ideen für diesen Wettkampf vorzubereiten, die wir dann später gemeinsam vertieft haben.

 

Kramnik: Da ich nicht soviele Freunde habe wie Levon (schmunzelt) habe ich mich alleine auf diesen Wettkampf vorbereitet. Mein ganz grosses Ziel dieses Jahr sind die Kandidatenwettkämpfe und deshalb habe ich mich vor allem längefristig vorbereitet un allgemein an meinem Schach gearbeitet. Die Vorbereitung speziell für diesen Wettkampf begann deshalb erst vor einigen Wochen.

 

Dann kam eine Frage aus dem Publikum: In welchem Alter haben Sie das Schachspiel erlernt?

 

Aronian: Ich begann mit 9 Jahren Schach zu spielen und fing sofort Feuer und Flamme für das königliche Spiel. Das ist relativ spät, aber ich hatte einen sehr guten Trainer, der mir sofort die wichtigsten Dinge über Takik und Strategie beibrachte.

 

Kramnik: Meine Eltern lernten mir die Züge als ich vier Jahre alt war. Mein fünf Jahr älterer Bruder beschäftigte sich bereits mit Schach und wurde in den Zentralen Schachklub eingeladen. Als ich fünf Jahre alt war, nahm mich mein Vater ebenfalls mit und ich musste eine Art Qualifikations-Partie spielen, damit ich im Schachzirkel aufgenommen wurde. Ich spielte gegen einen älteren Jungen, der mich wohl nicht besonders ernst nahm. Ich hatte Weiss und die Partie verlief in etwa folgendermassen: Mein Gegner spielte mit Schwarz g7-g6, Lf8-g7, b7-b6, Lc8-b7, d7-d6, e7-e6, Sg8-e7, Sb8-d7 ich spielte ähnlich wie heute streng logisch und stellte alle meine Figuren zentral auf: d2-d4, e2-e4, Sg1-f3, Sb1-c3, Lf1-d3, Lc1-e3, 0-0, Dd1-d2, Ta1-d1, Tf1-e1. Als der Schachtrainer mein logisches Spiel erkannte, wurde die Partie abgebrochen und ich war sofort aufgenommen.

 

Von welchem Alter an hatten Sie einen Schachtrainer?

 

Aronian: Bereits von Anfang an – also mit 9 Jahren hatte ich einen Schachtrainer. Ich hatte Glück und wuchs in Armenien auf, wo Schach ein Volks-Sport ist und es viele Schachzirkel hat. Von Anfang an war die Schachsausbildung gut fundiert und ich machte schnell Fortschritte.

Kramnik: Sobald ich als fünfjähriger aufgenommen wurde in der Schachsektion im örtlichen Pionierpalast hatten wir dort einen Trainer. Einen persönlichen Trainer hatte ich jedoch erst mit 8 Jahren. (Nachdem Kramnik bereits mit 8 Jahren die Erwachsenen-Meisterschaft von Tuapse gewann! Anmerkung M.R.)

 


Aronian und Kramnik beantworteten geduldig alle Fragen.

 

Nun war der Computer bereit und Aronian präsentierte als erster eine Partie, die er als „Fun-Game“ bezeichnete und die schon etwas zurück liegt – „denn die moderneren Partien seien etwas zu trocken“ – meinte Aronian. Er wählte seine Partie aus dem Europa-Cup der Clubmannschaften aus dem Jahr 2008 gegen GM Andrei Volokitin und begann mit viel Witz die Kommentierung.

 

 

Jetzt war Vladimir Kramnik an der Reihe und er wählte seine Königsindisch-Partie gegen John Nunn aus der Deutschen Bundesliga aus dem Jahr 1994. Er wolle uns nach dem Feuerwerk, das wir in der Aronian Partie gesehen haben, eine strategische Partie präsentieren. Für ihn sei die Logik einer Schachpartie das Wichtigste – das heisst, wenn sich ein strategischer Plan durch eine Partie hindurch zieht. Und wirklich, das ist ihm in der Partie gegen John Nunn in eindrucksvoller Art und Weise gelungen. Besonders wertvoll sind dabei die vielen prophylaktischen Züge, mit denen Kramnik seinen Gegner immer wieder ins Leere laufen liess. Nunn wählte dann im Mittelspiel einen falschen Plan, nachdem all seine früheren Pläne systematisch verhindert worden sind.

 

 

Anschliessend gab es einen Apéro für alle Anwesenden und dabei nutzten viele die Gelegenheit, Aronian und Kramnik um ein Autogramm zu bitten. Eine tolle Gelegenheit, die beiden Weltklassespieler einmal hautnah zu erleben. Besten Dank an die Organisatoren! DasSpezial-Training wird allen Zuschauern noch lange in Erinnerung bleiben – besten Dank auch an Yannick Pelletier und Werner Hug für die Übersetzung und die ergänzenden Kommentare.